Wahlparties
UND: DER BERLINER SCHULDENBERG RUFT
Warum nur auf der Leinwand verfolgen, wie die Parteien die Wahlergebnisse beobachten und gegebenenfalls feiern? Wir machen uns zu zweit auf und versuchen erst einmal unser Glück bei der SPD. Das Willy-Brandt-Haus ist fast nach Christo-Art ein Stockwerk hoch eingepackt mit weißen Planen und Zelten. Polizeiwagen und Ü-Wagen bilden einen zweiten Ring. Wir kommen natürlich nicht ins Gebäude. Draußen vor einem Restaurant namens Mediterrane darf das Fußvolk auf einer Videoleinwand die Wahlergebnisse verfolgen. Etliche Leute sind unterwegs, sie sind auf die selbe Idee wie wir gekommen.
Nein, hier wollen wir nicht bleiben und da schon der gestrigen Presse zu entnehmen war, dass in die CDU-Parteizentrale nur die very, very important people kommen, ist das keine Alternative.
Also, auf zu den Grünen, die bei freiem Eintritt im Hangar 2 in Tempelhof ihre Wahlparty feiern.
Noch draußen hören wir einen Riesenjubel wie bei einem Live-Konzert. Als wir nach der üblichen Taschenkontrolle die Halle voller junger Menschen betreten, sehen wir gerade noch rechtzeitig, wie Hans-Christian Ströbele gefeiert wird. Mit stolzen 43 Prozent hat er erneut den Stimmbezirk 84 als Direktkandidat erobert! Umringt von grünen Parteikollegen steht er mit rotem Schal und sogar mit seinem Fahrrad auf der Bühne und genießt den Sieg und die wogende Publikumsstimmung, reißt immer wieder die Arme hoch. (Und ich freue mich zutiefst über das Ergebnis 'meines' Direktkandidaten!)
Bei Ströbele steht auch ein auffällig gekleideter Mann: Mit Filzhut, Knickerbogger und gestrickten Wollstrümpfen - direkt aus der Bergwelt importiert?
Zwischendurch geistert der Herr mit der Berlinfahne in der Hand durch die Halle, eine Kamera begleitet ihn. Als er direkt an mir vorübergehen will, bin ich einfach so dreist und spreche ihn an. Ich will wissen, wer er ist und was er hier macht.
Auf der Suche nach dem Berliner Schuldenberg befindet er sich. Ob ich wisse, wo er den finden könnte. Sein Name? Luis Trenker (Augen zwinkernd), aus Tirol; im wirklichen Leben Regisseur Gerd Conradt ("Starbuck Holger Meins"). Mit seiner Docufiction, die im Dezember in die Kinos kommen wird, will er auf die gigantische Verschuldung aufmerksam machen, zudem möchte er Tempelhof - seiner Auskunft nach das weltweit zweitgrößte Gebäude gleich nach dem Pentagon - als Flughafen erhalten.
Dieser merkwürdige Wahlkampf, diese bis zum Schluss spannende Bundestagswahl - wie vielen Menschen und Geschichten, verrückten, traurigen, interessanten, bin ich in dieser Zeit begegnet. Ich möchte das nicht missen!
Wer jedoch wie und mit wem das Land regiert, wird weiterhin spannend bleiben. Das wird sicherlich in den nächsten Tagen hinter verschlossenen Türen entschieden. Schau 'mer mal!
Warum nur auf der Leinwand verfolgen, wie die Parteien die Wahlergebnisse beobachten und gegebenenfalls feiern? Wir machen uns zu zweit auf und versuchen erst einmal unser Glück bei der SPD. Das Willy-Brandt-Haus ist fast nach Christo-Art ein Stockwerk hoch eingepackt mit weißen Planen und Zelten. Polizeiwagen und Ü-Wagen bilden einen zweiten Ring. Wir kommen natürlich nicht ins Gebäude. Draußen vor einem Restaurant namens Mediterrane darf das Fußvolk auf einer Videoleinwand die Wahlergebnisse verfolgen. Etliche Leute sind unterwegs, sie sind auf die selbe Idee wie wir gekommen.Nein, hier wollen wir nicht bleiben und da schon der gestrigen Presse zu entnehmen war, dass in die CDU-Parteizentrale nur die very, very important people kommen, ist das keine Alternative.
Also, auf zu den Grünen, die bei freiem Eintritt im Hangar 2 in Tempelhof ihre Wahlparty feiern.
Noch draußen hören wir einen Riesenjubel wie bei einem Live-Konzert. Als wir nach der üblichen Taschenkontrolle die Halle voller junger Menschen betreten, sehen wir gerade noch rechtzeitig, wie Hans-Christian Ströbele gefeiert wird. Mit stolzen 43 Prozent hat er erneut den Stimmbezirk 84 als Direktkandidat erobert! Umringt von grünen Parteikollegen steht er mit rotem Schal und sogar mit seinem Fahrrad auf der Bühne und genießt den Sieg und die wogende Publikumsstimmung, reißt immer wieder die Arme hoch. (Und ich freue mich zutiefst über das Ergebnis 'meines' Direktkandidaten!)
Bei Ströbele steht auch ein auffällig gekleideter Mann: Mit Filzhut, Knickerbogger und gestrickten Wollstrümpfen - direkt aus der Bergwelt importiert?
Zwischendurch geistert der Herr mit der Berlinfahne in der Hand durch die Halle, eine Kamera begleitet ihn. Als er direkt an mir vorübergehen will, bin ich einfach so dreist und spreche ihn an. Ich will wissen, wer er ist und was er hier macht.
Auf der Suche nach dem Berliner Schuldenberg befindet er sich. Ob ich wisse, wo er den finden könnte. Sein Name? Luis Trenker (Augen zwinkernd), aus Tirol; im wirklichen Leben Regisseur Gerd Conradt ("Starbuck Holger Meins"). Mit seiner Docufiction, die im Dezember in die Kinos kommen wird, will er auf die gigantische Verschuldung aufmerksam machen, zudem möchte er Tempelhof - seiner Auskunft nach das weltweit zweitgrößte Gebäude gleich nach dem Pentagon - als Flughafen erhalten.
Dieser merkwürdige Wahlkampf, diese bis zum Schluss spannende Bundestagswahl - wie vielen Menschen und Geschichten, verrückten, traurigen, interessanten, bin ich in dieser Zeit begegnet. Ich möchte das nicht missen!
Wer jedoch wie und mit wem das Land regiert, wird weiterhin spannend bleiben. Das wird sicherlich in den nächsten Tagen hinter verschlossenen Türen entschieden. Schau 'mer mal!
Lupita - 18. Sep, 23:21

Erleichterung über das Ergebnis, aber Erstaunen über Franz Müntefering und seine Aussage, Gerhard Schröder bleibt Bundeskanzler. Hat er nicht von Edmund Stoiber gelernt?
Ein schöner, etwas herbstlicher Tag, in Berlin sind auffallend viele Menschen unterwegs, auch in meinem ansonsten eher beschaulichen Kiez. In meinem Wahllokal kommen die Wähler "hintereinander weg", wie die Auskunft der Wahlhelferin lautet.
Das Ergebnis dieser Wahl wird knapp und deshalb kämpfen die Parteien bis zuletzt. Schröder gab am Freitag auf dem Berliner Gendarmenmarkt die Parole aus: Bis 18.01 Uhr um jede Stimme kämpfen. Andere Parteien kämpfen bis um 17.59 Uhr.
Gleich eine Berichtigung vorneweg: Die Linkspartei hat ihren Wahlkampfhöhepunkt am Freitag nicht auf dem Alexanderplatz, sondern vor dem Palast der Republik auf dem Schlossplatz gefeiert. Eine irritierende Bezugnahme zur DDR-Staatsmacht? Nein, zur Begründung höre ich, es sei kein anderer großer Berliner Platz frei gewesen. Nur in zweiter Hinsicht könnte es auch beabsichtigten Symbolcharakter besitzen.