Renate Künast im Kino

JOBS, BILDUNG, ESSEN - ALLES PRIVATSACHE?
Was Gerechtigkeit heute bedeuten kann.

colaTreffpunkt: Filmtheater Hackesche Höfe Berlin, Kinosaal 1.
Das Diskussionstrio - die Herren in grau, die Dame in hellem Anzug - verspätet sich um die akademische Viertelstunde, schließlich sei Deutschland ein Akademikerland, meint Moderator Reiner Metzger (stellvertretender taz-Chefredakteur). Damit war er mitten im Thema des Abends.

Seine Gäste:

Renate Künast, seit 12. Januar 2001 Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft; im Bundeswahlkampf hat sie den Berliner Listenplatz 1 inne (Wahlkreis 82 Tempelhof-Schöneberg)

und: Prof. Paul Nolte, Historiker, seit 1. Juli 2005 an der Freien Universität Berlin.


Die Positionen:

Renate Künast: "Starting strong" (OECD) und "fit für die Wissensgesellschaft" sind für sie zentrale Elemente und damit frühe Förderung von Spracherwerb und Lernen von Alltagskompetenzen.
Denn aktuell gibt es für Künast ein Ungleichgewicht: Geld wird investiert, damit Jugendliche studieren können, aber ihre Startchancen werden vernachlässigt. Deshalb will sie mehr Kinderbetreungsangebote, auch für nicht-deutschsprachige Kinder oder um Frauen die Berufstätigkeit zu ermöglichen. Gesellschaftliche Probleme lassen sich auch über Bildung lösen. So soll die sog. "creative class" laut Künast in Zukunft einen Anteil an der Bevölkerung von 30 Prozent stellen. - Soweit die bekannten Positionen.

Immer wieder aber bezieht sich Künast auf das Thema Ernährung. Im ersten Moment eine erstaunliche Verbindung: Bildung UND Ernährung plus Verbraucherschutz. Das findet sich auch im Veranstaltungstitel wieder: "Jobs, Bildung, Essen - alles Privatsache?". Ihrem Ressort entsprechend Künast weist auf die Verkettung von falscher Ernährung, Übergewicht bei Kindern und verringerte Bildungschancen hin.

Gerechtigkeit wird ihrer Meinung nach zukünftig auch als Wirtschaftsfaktor gesehen werden. So muss Gerechtigkeit neu definiert werden. Die Grünen, die laut Künast gern mit Begrifflichkeiten experimentieren, haben die Teilhabegerechtigkeit entdeckt: Jeder erhält soviel, wie er nötig hat. Durch einen Umbau der Systeme soll eine Grundsicherung gewährleistet werden.
Bei der Debatte um Steuersenkungen gilt es aber zu bedenken, wieviel Einnahmen dem Staat verbleiben, also: Welche Aufgaben soll der Staat weiterhin übernehmen? - und: Wie soll er die Steuern verteilen?

Paul Nolte: Die Gerechtigkeitsdebatte wird wegen der Kinder geführt, denn es geht um die Lebenschancen der nächsten Generation. Für ihn sind wirtschaftliche Aspekte kein Motor in der Gerechtigkeitsfrage. Unzureichend sind die sozialen Transferschecks, die nur dazu dienen, die Armen ruhig zu stellen. In den 70er Jahren gab es diese Art der Verteilungsgesellschaft, die Arbeiter wurden erfolgreich in die Gesellschaft integriert, doch dann verschlief man den gesellschaftlichen Wandel: z.B. die verstärkte Zuwanderung und die Veränderung der Familie, wobei das Modell Familie für ihn nicht ausgedient hat.

Die überraschendste Erkenntnis:

Cola sei nicht ungesund, meint Frau Künast, sonst hätte sie es als Bundesministerin verbieten lassen müssen.


Als die Diskussion eröffnet wurde, kamen zahlreiche Beiträge, Meinungen und Fragen aus dem Publikum:

U.a. bezog 'WIR HABEN DIE WAHL 2005' Stellung zu der durch den PISA-Schock ausgelösten Gefahr, einseitig nur noch die Wissensvermittlung zu befördern. Damit wird die Wichtigkeit des sozialen Lernens und des gerade für kleine Kinder so wichtigen spielerischen, scheinbar sinnfreien Tuns übersehen. Ähnliches gab es schon in den 70er Jahren, als z.B. das neu eingeführte Schulfach 'Mengenlehre' die Lösung für die konstatierte Bildungsmisere leisten sollte.
Außerdem ist es gerade in Zusammenhang mit der Gerechtigkeitsdiskussion wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Betreuungsangebote sowohl für berufstätige Väter als auch Mütter ausgebaut werden müssen.


Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Renate Künast: Gebildete und gesunde Kinder: Jedes Kind ist unsere Zukunft
Paul Nolte: Unterschichtenfernsehen und Generation Reform

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